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Stellungnahme zur Demo von Rotes Mainz am 8. März

Wir lehnen jede Unterstützung, Teilnahme und Aufruf zur Demonstration mit Rotes Mainz ab. Wir gehen keine Kompromisse ein, wenn es um die Rechte unsere Geschwister im Kampf geht: Gegen jeden Antisemitismus, auch den in der Linken. Gegen jede Transfeindlichkeit und falsche Toleranz gegen über normativer Zweigeschlechtlichkeit! Gegen jede Kriminalisierung von Sexarbeit!

Als Aktionsbündnis Feministischer Kampftag Mainz (AKF) hatten wir gute Gründe, warum wir in diesem Jahr auf einen Demonstrationszug am 8. März, der in diesem Jahr auf einen Montag fällt, verzichtet haben:

Da in unserem Bündnis viele Menschen zusammenkommen, die jeden Tag im Jahr für Gleichstellung und Feminismus kämpfen, war es uns wichtig, dass auch Berufstätige und Eltern an unserer Kundgebung teilnehmen können – deshalb wurde unsere Kundgebung auf Samstag, 6. März vorverlegt.. Ein zweiter Grund war natürlich die aktuelle Infektionslage. Wir haben uns dafür entschieden, dass es wichtiger ist, solidarisch mit unseren chronisch kranken, be_hinderten und in sonstiger Weise von Corona besonders betroffenen Geschwistern zu sein, als einen Demonstrationszug zu organisieren. Auf einer Kundgebung ist es viel besser möglich, Hygienemaßnahmen einzuhalten, sodass sich alle bei uns sicher fühlen können.

Nachdem Rotes Mainz (RM) uns wenige Wochen vor unserer Kundgebung angeschrieben und erklärt hatte, dass RM eine Demo am 8. machen werde und dass wir ja gern mitmachen könnten, haben wir uns als Plenum näher mit der Gruppe und ihrem Internetauftritt beschäftigt. Leider mussten wir schnell feststellen, dass auf der Instagramseite von RM Sexarbeiter*innenfeindliche Dinge von transfeindlichen „Feminist*innen“ geteilt wurden. Außerdem lassen sich auf dem Account Solidaritätsbekundungen mit Gruppen finden, die auf Gedenkkundgebungen für die am 19. Februar 2020 in Hanau ermordeten Menschen antisemitische Parolen gerufen hatten (Highlights: „Feminismus“ und „Solidarität“ auf RM Instagramkanal). Im Plenum haben wir uns dennoch entschieden uns mit RM zu treffen und haben ihnen vorher unsere Bedenken offengelegt, unser eigenes Selbstverständnis geschickt und darum gebeten, dass sie sich als Gruppe dazu besprechen und uns im Plenum dann mitteilen, wie sie zu Sexarbeit, Transrechten und dem Existenzrechts Israels und dem BDS als antisemitsche Kampagne stehen. In unser Plenum kamen zwei Vertreter*innen von RM, die uns nur sagen konnten, dass die Gruppe keinen Konsens zu unserem Selbstverständnis und insbesondere diesen drei Punkten habe.

Wir haben Rotes Mainz noch im Plenum mitgeteilt, dass wir unter solchen Umständen nicht mit ihnen zusammenarbeiten können und dass wir jede Demonstration, die an uns als breites feministisches Bündnis in Mainz vorbeiorganisiert wird, als das verstehen werden, was es ist: ein bewusster Konkurrenzauftritt zu unseren Veranstaltungen. Wir haben unsere Gründe, keine Demo am 8. stattfinden zu lassen, erläutert und darum gebeten den Wunsch der in Mainz zusammengekommenen FLINTA [1] Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen und Organisationen zu respektieren.

Als dann der Flyer und Aufruf von Rotes Mainz am 4. März tatsächlich veröffentlich wurde, haben einige aus unserem Plenum diesen Aufruf und die politische Haltung (oder besser Nicht-Haltung) der Gruppe in der Kommentarspalte von Instagram kritisiert. Alle kritischen Kommentare (alles FLINTA Personen) wurden gelöscht und die entsprechenden Personen aus unserem Bündnis sofort von Rotes Mainz blockiert. Gleichzeitig forderten Aktivist*innen von Rotes Mainz, wir mögen doch in einen offenen Austausch treten und „miteinander“ nicht „übereinander“ reden.

Der ganze Umgang von Rotes Mainz mit einem breiten FLINTA-Bündnis, das seit Monaten an den diesjährigen Vorbereitungen sitzt und dem es um Inhalte geht, die teilweise überlebenswichtig für uns sind, zeigt wie wenig Rotes Mainz seine eigene Rolle in patriarchaler Unterdrückung reflektiert hat. Als Bündnis ist es für uns zentral, dass Gruppen, mit denen wir politisch zusammenarbeiten, sich mit unserem Selbstverständnis identifizieren. Wir legen darin unsere politischen Positionen offen – und erwarten von anderen Gruppen, die mit uns aktiv werden wollen, dies auch zu tun. Sich als Opfer zu stilisieren und Aktivist*innen des AFK vorzuwerfen, sie würden spalten, weil das Bündnis darauf besteht, dass Gruppen mit denen wir politisch zusammenarbeiten auch politische Inhalte vertreten und diese offen legen, lässt uns ratlos zurück.

Wenn Rotes Mainz tatsächlich erst auf unsere Nachfrage zu den 3 Positionen festgestellt hat, dass sie keinen Konsens in ihrem Plenum über so grundlegende Sachen haben, dann fragen wir uns, wie man ohne politische Inhalte auf die Straße gehen kann? Redet Rotes Mainz überhaupt über Politik und Feminismus oder geht es nur darum, inhaltsleere Präsenz zu zeigen? Zu dem Flyer jedenfalls, der hauptsächlich breitbeinig aufgestellte Personen zeigt, passt das sehr gut. Warum muss Rotes Mainz sich in den Mittelpunkt drängen am 8. März, obwohl sie offensichtlich keine Ahnung haben, was sie eigentlich wollen und für wen und mit wem sie kämpfen?

Wir rufen daher auf, nicht zur Demonstration von Rotes Mainz heute Abend zu gehen und diese nicht zu unterstützen! Es gibt keine Kompromisse, wenn es um Transfeindlichkeit, Antisemitismus und Sexarbeiter*innenfeindlichkeit geht!

Wir haben den Anspruch NIE die Rechte und Identitäten unsere Geschwister zu verraten. Für uns ist ganz klar: Wir arbeiten nicht mit Menschen zusammen, die transexklusivem Feminismus nahe stehen. Wir arbeiten nicht mit Menschen zusammen, die keinen Konsens über das Existenzrecht Israels und die Ablehnung des BDS haben. Wir arbeiten nicht mit Menschen zusammen, die für eine Kriminalisierung von Sexarbeit aufrufen! Das ist nicht unser Feminismus, das ist gar kein Feminismus!

Macker in die Schranken weisen!

References

References
1 Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen